Karate Grundbegriffe

Wenn Du beginnst, dich für Karate zu interessieren und anfängst dir Informationen zu suchen, so wirst Du unweigerlich mit allerlei Begriffen konfrontiert werden, die sicherlich nicht gerade selbsterklärend sind. Außer vielleicht, Du sprichst fließend japanisch…

Auffallen wird auf jeden Fall, dass Karate (unabhängig vom Stil) gern mal in drei Bereiche aufgeteilt wird: Kihon, Kata und Kumite. Das ist auch so weit richtig, jedenfalls was den „äußerlichen“ Teil angeht- also alles das, was Du mit deinem Körper machen wirst.

Um das Ganze mal für den Unwissenden etwas transparenter zu machen wähle ich einen etwas differierenden Ansatz und versuche das Ganze im Vergleich mit dem Lenken eines Autos zu erklären. Wenn Du noch keinen Führerschein hast ersetze Auto mit Go-Cart oder Fahrrad.

 

Kihon

Kihon ist die Grundschule, das Fundament. Wenn Du Auto fahren willst musst Du in der Lage sein einen Wagen zu starten, Licht anzuschalten, nach links und rechts zu lenken, Gänge einzulegen und so weiter. Das erscheint jetzt eventuell etwas kleinlich, aber im Prinzip lässt sich Auto fahren ja locker in so kleine Schritte bzw. Fähigkeiten umbrechen.

Das findet im Karate auch statt: ein Faustschlag oder ein Tritt sind ja für sich genommen abgeschlossene Aktionen, die unabhängig voneinander erstmal funktionieren müssen.

Man kann also sagen, dass Kihon das Erlernen bzw. Üben einzelner, zunächst isolierter, Techniken ist. Man lernt also beispielsweise erstmal einen Tsuki, ein einfacher Faustschlag. Einfach???- nö, nicht wirklich. Abhängig davon, mit welchem Teil der Faus man trifft lässt sich das nämlich auch nochmal aufteilen, zum Beispiel in ‚Seiken‘, was die Knöchel von Zeige- und Mittelfinger sind. Wenn Man die Faust mit den Knöcheln nach unten hält heißt das auf einmal ‚Uraken‘, oder ‚Tetsui‘, wenn man mit dem Faustballen trifft.

Und das ist nur ein Ausschnitt aus dem, was es an Fausttechniken gibt, dazu kommen ja auch noch Schläge mit der Handkante (Shuto), mit dem Ende des Unterarmes (Koken) und diverse andere Möglichkeiten. Kihon ist also nicht zu unterschätzen. Ohne Basistechniken kommt man nun mal nicht weiter und der Weg vom einfachen „können“ bis zur Perfektion ist lang.

Wenn man die Einzeltechniken beherrscht ist man auch in der Lage sie beliebig und vor allem wirkungsvoll zu kombinieren, und genau das ist das Ziel.

 

Kata

Zurück zum Autofahren: eine Kata wäre dann ein vorgefertigter Ablauf aus den Einzeltechniken, zum Beispiel Kupplung treten , Zünden, Gang rein, Handbremse lösen, ausparken mit allem was dazugehört. Man muss die einzelnen Tätigkeiten also verbinden und einen reibungslosen Ablauf daraus machen.

Im Karate sagt man, dass Kata so eine Art imaginärer Kampf ist. Die erste Kata enthält nur sehr wenige Techniken, aber das ist auch schon ganz schön viel, da die Handtechniken jetzt auch mit den Füßen, also den Schritten, koordiniert werden müssen. Das ist ein wenig wie das Zusammenspiel von Kupplung, Gas und Lenkrad, erfordert also schon etwas Übung.

 

Kumite

Im Karate bedeutet das Kampf, was sicherlich nicht so direkt auf das Lenken eines Kraftfahrzeuges zu übertragen ist. In gewisser weise aber doch, da wir es hier dann mit der Interaktion mit Anderen zu tun haben. Hier muss man die erlernten Techniken dann frei einsetzen. Wenn man sein Auto vernünftig ausparken, durch eine Tempo 30 Zone lenken und unfallfrei wieder einparken kann, dann ist das ja schon was, aber im Prinzip nicht mehr als eine Kata.

Willst Du aber zur Hauptverkehrszeit quer durch Linz fahren, so musst Du in der Lage sein auf andere Verkehrsteilnehmer zu reagieren, Verkehrszeichen und Blitzampeln zu entdecken und vieles mehr. So ist das im Karate auch: man verbindet blitzschnell einzelne Techniken miteinander und reagiert auf den Gegner.

Und so kapiert man dann auch relativ schnell, wozu man Kata und Kumite geübt hat. Oder, im Falle einer Niederlage bzw. eines Unfalls, weiß man auf einmal, dass man doch noch nicht ganz so gut ist wie man glaubt. 🙂

In jedem Fall ist eine Niederlage niemals dem „zu guten“ Gegner anzulasten- wenn Du verlierst hast Du es selbst vergeigt, denn auch Blöcke, Ausweichen und Konter sind elementare Bestandteile des Kihon.

 

Shotokan

Das Wort Shotokan kann man verschieden übersetzen. Allgemein könnte man es allerdings als „Halle der rauschenden Kiefern“ bezeichnen.
Shoto war damals der Künstlername von Gichin Funakoshi, dem „Begründer des modernen Karate“. Er schrieb neben seiner Ausübung des Karate auch Gedichte, demnach war er auch sehr gebildet. Der Begriff „Shotokan“ kam eigentlich nicht durch Funakoshi selbst zustande, sondern dieser Begriff kam von seinen einstigen Schülern. Sie nannten Funakoshi meistens bei seinem Künstlernamen Shoto und drückten damit ihre Bewunderung aus. Später sparten die Schüler Funakoshis Geld zusammen und errichteten eine neue Halle für ihren Lehrer. Über dem Eingang hing ein Schild, auf dem Shotokan stand, was soviel heißen sollte wie „die Halle des Shoto“. Von da an nannte man Funakoshis Stilrichtung, die aus mehreren Stilrichtungen vereint wurde, Shotokan.

Das Shotokan-Karate ist eine Stilrichtung des Karate, wobei aus verschiedenen, damals bereits vorhandenen, Stilrichtungen die vor allem für Funakoshi wichtigsten Techniken und Katas übernommen wurden. Funakoshi selbst fing ebenfalls als ein Karate-Schüler an, er trainierte meist in der Nacht mit seinen Lehrern, auch wenn es zu seiner Zeit schon große Veränderungen im Karate gab. Man konnte es auch schon öffentlich lernen. Es gab zu Lebzeiten von Funakoshi bereits viele Schulen, die das Shotokan-Karate ausübten.

Mit Hilfe von Kihon (die „Grundschule“), Kata (die „Form“) und Kumite (der „Kampf“) werden heute wie auch damals die Grundzüge des Karate weiter gegeben. Heute ist das Shotokan eine der wohl am weitesten verbreiteten Stilrichtungen des Karate. Es gehört zu den vier großen Stilrichtungen, die heutzutage noch unterschieden werden.

 

Die drei anderen großen Stilrichtungen im traditionellen Karate sind:

Goju-Ryu
(Begründer: Chojun Miyagi)

Shito-Ryu
(Begründer: Kenwa Mabuni)

Wado-Ryu
(Begründer: Hironori Ohtsuka)

 

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